Brüssel

Sonntag, 23. Februar 2014

Brüssel (hier wieder meine gepinnte Map mit allen wichtigen Punkten) hat es mir nicht leicht gemacht. Wenn man in einer Stadt wie Wien wohnt und einige der schönsten Städte Europas besucht hat, hat man eine gewisse Verpflichtung seinem Auge gegenüber, was es als nächstes erblicken darf.

Zum Glück hat mir vorab schon jeder die Illusion genommen, Brüssel könnte eine schöne Stadt sein. Eine Woche vor Abreise dann noch eine Brüsseldoku gesehen und die letzte Hoffnung auf ein beeindruckendes Sightseeing-Erlebnis war zunichte gemacht. Aber immerhin: wenn man keine Erwartungen hat, kann es ja nur besser werden bzw. kann man nicht enttäuscht werden. Die Stadt einfach gar nicht zu besichtigen geht aber irgendwie auch nicht... Wenn man schon da ist...

Jetzt, mit einigen Wochen Abstand, kann ich die Eindrücke dieser Stadt etwas beruhigter Revue passieren lassen.

Anreise:
Wir sind mit dem Zug von Brügge bis Brüssel Nord gefahren, da es zumindest laut Stadtplan ziemlich nahe bei unserer Unterkunft liegen sollte. Die Anfahrt hat dann leider so ziemlich das bestätigt, was ich mir von Brüssel erwartet hatte, auch wenn ich mir noch etwas anderes erhofft hatte... 
Tipp: Alle Wertsachen sicher verstauen und ganz schnell weg von dort! Leider ist das bei der steilen Straße, die zum Hotel führt, nicht so einfach, vor allem, wenn man eine große Reisetasche hinterher zieht.... Im Nachhinein gesehen war es vielleicht gar nicht so schlimm und wir waren durch die entzückenden Städtchen wie Brügge und Gent einfach verwöhnt und nun eben wieder in der Großstadt-Realität angekommen.

Unterkunft:
Das Hotel Bloom! hat dafür - zumindest optisch - für alles, was sich in den ersten Minuten vom Bahnhof bis zum Hotel an architektonischen und hygienischen Grausamkeiten vor meinem Auge abgespielt hat, entschädigt. 



Das Design ist modern, farbenfroh und jedes Zimmer ist durch von einem Künstler individuell gemaltem Fresco einzigartig. Die Frescen kann man sich auch schon vorab auf der Homepage des Hotels anschauen und bei der Zimmerreservierung das Wunschzimmer bekannt geben. Grundsätzlich war das auch mein Plan, aber ich war noch nie besonders entscheidungsfreudig... Und da ich mich letztendlich wirklich nicht entscheiden konnte, ließ ich mich einfach überraschen. 



Ein nützlicher Tipp vor der Buchung: Wer vorab die Facebookseite des Hotels mit einem "Gefällt mir" versieht, bekommt ein kostenloses Zimmerupgrade.

Für einen Städtetrip liegt das Hotel sehr günstig, denn zur U-Bahnstation "Botanique" sind es nur wenige Meter. Geht man noch ein Stückchen weiter, landet man in der Nieuwstraat, der längsten Einkaufsstraße und Flaniermeile in Brüssel und diese führt auch direkt ins Zentrum.



Ein wenig enttäuscht war ich vom Frühstück im Hotel Bloom. Dieses ist extra zu buchen und leider habe ich mich erst im Nachhinein darüber informiert, welche Auswahl es für Veganer gibt. So verwöhnt wir von Brügge wurden, so enttäuscht wurden wir von der Unterkunft in Brüssel. Per E-Mail erklärte man mir, ich solle im Shop gegenüber Sojamilch kaufen, welche ich dann zum Frühstück mitnehmen könne. Dem Rat bin ich zum Glück gefolgt, denn bis auf Brot mit Marmelade ist die Auswahl sehr begrenzt. Mit der Sojamilch konnte ich wenigstens Müsli essen. 

Schade wenn man bedenkt, wie modern das Design ist und wie rückständig man im Gegensatz dazu mit dem Thema Essen ist. 
Der Frühstücksraum war hingegen die perfekte Kombination aus Kreativität und Wohnlichkeit und vor allem die umfangreiche Auwahl der Lov-Oragnic Tea Sammlung konnte mich ein wenig milde stimmen.



Einen Pluspunkt gibt es aber bei der hauseigenen Bar: Auf Wunsch wurden Cocktails gemixt, die nicht in der Karte standen und alkohol- (mag ich nicht) und tierproduktfrei waren. Sehr, sehr lecker!



Sehenswürdigkeiten:
Hat man sich zur Weihnachtszeit von der U-Bahn Station "De Brouckere" erstmal durch die Lichterinstallationen am Place de la Monnaie treiben lassen, gelangt man über die ziemlich unhübschen und überrannten Straßen zum Grand Place (meine Reisebegleitung war nicht nur einmal drauf und dran, umzudrehen und DAS HIGHLIGHT auszulassen).



Ziemlich abgemüht und mit dem Gedanken im Kopf, ob man Brüssel nicht doch einfach "auslassen" hätte sollen, wird man von einem farbenfrohen Spektakel überwältigt.


Ich habe ja schon einiges gesehen, aber dieser Anblick war wirklich unerwartet außergewöhnlich. (Erinnerung: Wenn man nichts erwartet, kann’s ja nur besser werden!) Ein Lichtermeer gekoppelt mit den passenden Klängen haben den GRAND PLACE tatsächlich GRAND herausgeputzt. Nachdem die Masse an Menschen verschwunden war, konnte man anschließend auch noch einen genaueren Blick auf die wahnsinns Architektur werfen. Brüssel hat mich überrascht!






Jedoch kommt die Ernüchterung an der nächsten Straßenecke – Brüssel eben, wie es ist. 


Dennoch ist ein Spaziergang nachts in Brüssel nicht zu verachten. Schließlich hat auch das Ungewöhnliche seinen Reiz und vor allem die Street-Art-Szene ist hier schon eine Sehenswürdigkeit.



Witzigerweise wirbt Brüssel vor allem damit, ein Winter-Weihnachtswunder zu sein. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber die Weihnachtsdeko in den Straßen ist nichts für "traditionelle Bergweihnachtsfreaks" wie mich. Dafür hat sie mein Ranking der Top 10 der stimmungskillensten Weihnachtsdekos neu geordnet und führt jetzt vor Neuseelands Weihnachtsbeleuchtung die Hitlist an.


Bevor einige an den Grand Place in Brüssel denken, kommt einem zuerst noch das Atomium in den Sinn. 1958 wurde es anlässlich der Weltausstellung errichtet und gilt nun als das Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt. Wir haben uns einen Besuch des Inneren des Bauwerkes erspart, aber wer in Brüssel ist, sollte sich auf jeden Fall dorthin begeben. Leider hatten wir nur für einen Besuch tagsüber Zeit, doch wenn man ein bisschen im Internet stöbert, findet man tolle Bilder des Atomiums bei Nacht.



Am selben Tag wollten wir noch den Place Sainte-Catherine besichtigen, da dafür vor allem zur Vorweihnachtszeit geworben wird - als wäre er das Non-Plus-Ultra, ja vielleicht sogar der Innbegriff des Weihnachtswunders. Für alle, die das bisschen Weihnachtsstimmung, das man sich in Brüssel erhalten konnte, nicht sofort durch Herzstillstand für tot erklären wollen, sollten diesen Platz meiden. Statt gebrannter Mandeln gibt es stinkende Currywurst und anstelle hell erleuchteter Stände mit funkelndem Weihnachtsschmuck, glänzen die Klingen von Jagdmessern (mhm... Jagdmesserstände am Weihnachtsmark, na wenn man da nicht in Stimmung kommt, dann weiß ich auch nicht mehr).

Um den Schock zu verdauen, machten wir uns auf den Weg zu veganer heißen Schokolade und verbanden das mit einem kurzen Besuch im Park Royal sowie dem Königsschloss.



Hier oben ist die Gegend, im Gegensatz zum Rest von Brüssel, beinahe friedlich und durchaus sehenswert.



Unweit vom Königsschloss bildet der Jardin du Mont des Arts überraschenderweise auch noch Grundlage für meinen "Lieblingsplatz" in Brüssel. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick und ganz zufällig befindet sich gleich nebenan eine Möglichkeit, sich von dem quirligen Brüssel bei einer heißen Tasse veganer Schokolade zu erholen.


Verpflegung:
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... ja, so ist das in Brüssel! Die große Leere! Echt jetzt - soll diese Stadt wirklich Hauptsitz der Europäischen Union sein und absolut kein Interesse an tierlieber Essenskultur haben?! Scheinbar ja! Nachdem ich schon von zuhause aus ziemlich erfolglos bei der Suche nach veganen Lokalen war, half mir auch das freundliche Hotelpersonal kaum weiter. "Vegan?!" Nach langem hin und her stellte sich heraus, dass es wohl irgendwo ein vegetarisches Restaurant geben sollte. Der Name war unbekannt, der Ort auch nur sehr vage beschrieben, aber der Hunger ließ uns diese Herausforderung annehmen und so begaben wir uns auf die Suche nach diesem scheinbar einzigartigen Restaurant in Brüssel. OH welch Wunder, denn wir fanden es... und es hatte geschlossen! YIPPI!

Ziemlich genervt gingen wir also die Einkaufsstraße entlang, um eventuell doch noch etwas Essbares aufzutreiben. Uns war die letzten Tage immer wieder eine Kette mit dem Namen EXKi! aufgefallen, das zumindest dank der Karotte im Logo darauf hoffen ließ, dort eine tierfreundliche Speise zu finden. Im EXKi! werden vegetarische Speisen ganz klar gelabelt, jedoch wurde auf die Nachfrage, welche Speisen denn vegan seien mit der gleichen Unwissenheit geantwortet, wie schon im Hotel: "Vegan? You mean without gluten?"... Okay, man weiß scheinbar in ganz Brüssel nicht, was genau vegan bedeutet. Trotzdem fanden sich im besagten EXKi! dann doch noch mehrere zum Verzehr geeignete Speisen, erkennbar dank der genau aufgelisteten Inhaltsstoffe der einzelnen Angebote. 


Bei unserem kleinen Besichtigungsrundgang fanden wir in der Nähe des Schlosses auch noch einen Hinweis für ein Lokal namens Green Kitchen Restaurant, was zumindest vielversprechend klang, wenn es um die vegetarische Küche geht. Zuhause gegoogelt stellte sich jedoch auch heraus, dass selbst Lachs in Brüssel unter vegetarisch läuft, also kann ich leider nicht sagen, wie kooperationsfreudig dieses Lokal wäre, wenn man sich nach einer veganen Option erkundigen würde. 

Jedoch findet man selbst im vegan-grauen Städterummel von Brüssel einen kleinen zuckersüßen Lichtblick. Nahe dem königlichen Palast und direkt beim Jardin du Mont des Arts befindet sich der eben erwähnte Chocolatier Laurent Gerbaud. 90 Prozent der hier produzierten Schokolade sind vegan und zusätzlich gibt es ein kleines Cafe, in dem man wirklich köstliche heiße Schokolade mit Sojamilch bekommt. Zu jeder Tasse darf man sich zusätzlich eine Praline aussuchen. :)


In Brüssel findet man, wie auch in Antwerpen, ebenfalls die kleine Bäckerei "Le Pain Quotidien", die zumindest mit veganen Muffins vorm grantig werden ein bisschen schützt.

Um alles schneller zu finden gibt's hier wieder die Karte mit den wichtigsten Punkten.

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